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Theater auf Burg Reichenstein:

In den Wintermonaten des Jahres 1945 sind 500 Häftlinge des KZ Mauthausen ausgebrochen. Es handelte sich um russische Offiziere, die im Block „K“ – Tod durch Erschießen – gefangen gehalten wurden. Für sie war klar, dass sie durch die Flucht eine höhere Chance zum Überleben haben, als auf den Kugel-Tod zu warten. Was sich in den darauffolgenden Wochen rund um Mauthausen abgespielt hat, ging als „Mühlvierter Hasenjagt“ in die Geschichte ein und bildet eines der dunkelsten Kapitel für die Region. Nicht nur Soldaten der SS haben sich an dieser Hetzjagd beteiligt, sondern der gesamten Bevölkerung wurde befohlen, die Häftlinge zu suchen, zu jagen und zu töten. Ausdrücklich wurde von den Nazi-Offizieren gefordert, die Häftlinge zu töten – keine Gefangenen zu machen. In der Bevölkerung gab es leider viele, die sich fanatisch daran beteiligten. Es gab wohl auch Familien, die sich heraushalten wollten und heimlich Kleidung oder Essbares vor die Tür stellten. Nur ganz wenige gab es, die sich getraut haben, zu helfen, versucht haben, die Häftlinge zu schützen und das eigene Leben damit aufs Spiel gesetzt haben.

Familie Langthaler in Schwertberg (Winden) war eine dieser ganz wenigen Familien. Anna war zur Zeit der „Mühlviertler Hasenjagd“ 13 Jahre alt. Heute ist Frau Anna Hackl (geb. Langthaler) eine erstaunlich rüstige Frau mit über 90 Jahren. Seit Jahrzehnten erzählt sie in Schulen und bei Veranstaltungen jene Geschichte, wie ihre Mutter zwei Häftlingen – Nikolaj und Michail – das Leben gerettet hat. Frau Hackl macht das nicht, um als Heldin da zu stehen und sie macht es auch nicht, um anderen Familien Vorwürfe zu machen. Sie erzählt es, weil es wichtig ist, zu verstehen, was sich da in den letzten Kriegsmonaten abgespielt hat und sie erzählt es, damit nicht vergessen wird, wie grausam diese Nazi-Herrschaft war. Das „Menschenmögliche“ an Hilfe der Familie Langthaler hat zwei Häftlingen das Leben gerettet. Wären sie gefunden worden, so hätte es den sicheren Tod der gesamten Familie Langthaler bedeutet.

Der oberösterreichische Regisseur Andreas Gruber hat auf Basis der Erzählungen von Frau Hackl bereits im Jahr 1994 einen Film gedreht - „Vor lauer Feigheit gibt es kein Erbarmen“ – und dafür 1995 den Österreichischen Filmpreis erhalten. Vor vier Jahren hat Andreas Gruber im Auftrag der Theatergruppe Tragwein und der Theaterrunde Gutau, also der „Waldaistbühne“, auch ein Theaterstück geschrieben. – „Das Menschenmögliche“

Wegen der Pandemie konnte das Stück aber erst heuer aufgeführt werden. Es wurde eine beeindruckende Produktion! Die Burg Reichenstein bildet eine ideale Kulisse. Insgesamt 100 Mitwirkende, davon 50 Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne. Eva Stockinger – eine gebürtige Tragweinerin - führt Regie und schafft es, diesen dramatisch-düsteren Inhalt authentisch zu verarbeiten und das Publikum am Ende doch nicht in hoffnungsloser Dunkelheit zurückzulassen.

Respekt vor dieser großen Leistung aller Mitwirkenden. Es sind lauter Laien-Darsteller, die mit ihrem Ausdruck die Herzen der Zuseher berühren, an fast 20 Spieltagen das Publikum fesseln und beeindrucken! Der Inhalt des Stückes ist Zeitgeschichte, das Theaterstück „Das Menschenmögliche“ der Waldaistbühne bleibt immer ein Highlight der heimischen Theatergeschichte!

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Theater_Reichenstein_LH_mit_Gruber_und_Hackl.JPG